Schwimmteam Denzlingen e.V. schwimmt nicht mehr– Es fehlt ein neuer Vertrag

April 27, 2025 stdenzlingen

Kinderschwimmen ausgesetzt – weil der Vertrag fehlt

Denzlingen

Seit dem 01. April 2025 wird beim Schwimmteam Denzlingen e.V. nicht mehr geschwommen. Grund: Der Verein darf aktuell keine Bahnen im Schwimmbad Mach Blau nutzen, weil der Nutzungsvertrag mit der Gemeinde Denzlingen nach dem 31.03.2025 nicht erneuert wurde. Die Gemeinde hatte den alten Vertrag bereits Ende 2024 gekündigt, um mit dem gemeinnützigen Verein höhere Gebühren zu vereinbaren. Ein neuer Vertrag liegt dem Verein bis heute indes nicht vor.

Das Ergebnis: Mehr als 100 Kinder und Jugendliche, darunter viele Anfänger, können nicht mehr schwimmen. Bereits gebuchte Kurse für Kinder- und Seniorenschwimmen mussten abgesagt werden. Die Wettkampfmannschaft hat den Trainingsbetrieb eingestellt. Der Verein hat mehrfach signalisiert, dass er auf die Erstellung des Vertrags durch die Behörde wartet und sich einer neuerlichen Gebührenerhöhung auch kaum erwehren kann. Die Gemeinde Denzlingen kann aber wegen Krankheit und Urlaub nicht liefern. Außerdem seien die aktuell geltenden Vergaberegeln einzuhalten. Der Betrieb des Vereins hat somit zu ruhen.

Kosten steigen, Verantwortung bleibt – doch wie lange noch?

Auf den gemeinnützigen Verein kommt ein strukturelles Problem hinzu: In den letzten Jahren sind die Mietkosten des Vereins für die Nutzung von Bahnen im Mach Blau erheblich gestiegen.

Waren diese bis 2023 konstant, wurden sie seitdem von der Gemeinde Denzlingen stets erhöht und betrugen 2024 rund 17.000 Euro pro Jahr. Für den gemeinnützigen Verein kein Pappenstiel. Ab 2025 soll es noch teurer werden. Die Mieterhöhungen sollen laut Verwaltung dazu beitragen, das dauerhafte Defizit des Schwimmbads zu reduzieren, welches bei rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr liegt. Die Badische Zeitung hatte bereits über die vergleichsweise hohen Kosten für Privatbesucher des Mach Blau berichtet. Kommen als nächstes die gemeinnützigen Vereine in die Pflicht?

Muss das Ehrenamt künftig zur Finanzierung kommunaler Defizite beitragen?

Die Rechnung des Vereins ergibt, dass die hohen Nutzungsgebühren a la longue zum finanziellen Aus des Verein führen werden. „Soviel Gebühren können wir den Mitgliedern gar nicht abverlangen, um ein solch strukturell angelegtes Defizit zu decken!“ sagt Michael Kröner, der neu gewählte 1. Vorsitzende Vorstand des Vereins. „Das Problem ist, dass die Kinder, die sich schwimmen nicht mehr leisten können, für den Sport oft verloren sind. Ist die Gewerbesteuer zu hoch, geht der kommunal ansässige Unternehmer halt in die nächste Gemeinde oder ins Ausland. Die Kinder machen das nicht. Die gehen nicht zum Fußball oder Tennis oder in die Nachbargemeinde, sondern die treiben einfach gar keinen Sport mehr. Dabei wird es allgemein als großes Problem empfunden, dass immer weniger Kinder gute Schwimmer werden.“ Kröner betont dabei das Motto des Vereins: Wir machen gute Schwimmer! „Ehrenamtlich geführte Vereine sind keine Finanzierungsquellen für kommunale Haushalte. Wer glaubt, kommunale Defizite mit Beiträgen von Engagierten und Familien ausgleichen zu können muss scheitern und fährt die gemeinnützigen Vereine an die Wand. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden soziale Angebote, Sportmöglichkeiten und Bildungsräume für Kinder und Jugendliche verschwinden.“

Ein kurzer Blick in den Haushaltsbericht der Gemeinde

Der Verein betont, dass er keinesfalls polemisch oder unsachlich verstanden werden will und verweist ganz objektiv auf die ihm vorliegenden Zahlen. Dazu bietet sich auch ein Blick in die Haushaltsberichte der Gemeinde der vergangenen Jahre an: Das Defizit des Bades ist seit Jahren konstant. Inflationsbereinigt ist es sogar gesunken.

Appell an Gemeinde und Verwaltung: Gemeinsam statt gegeneinander

Der Verein erkennt die finanziellen Herausforderungen der Gemeinde an. Es ist verständlich, dass jede öffentliche Einrichtung wirtschaftlich verantwortungsvoll arbeiten muss. Doch diese Verantwortung sollte nicht auf dem Rücken der Ehrenamtlichen und Kinder lasten. Ein Verein kann und darf kein Ersatz für eine solide kommunale Haushaltskonsolidierung sein.

Letztlich sind hier aber auch der Bund und das Land Baden-Württemberg in der Pflicht, die den Kommunen zunehmend Aufgaben zuweisen, ohne dass damit eine sachgerechte Finanzierung verbunden wäre, so jedenfalls die kommunalen Landesverbände am 06.03.2024 in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Das öffentliche Haushaltsdefizit ist nunmehr auch bei den gemeinnützigen Vereinen angekommen.

„Wir wollen niemanden öffentlich kritisieren, sondern gemeinsam Lösungen finden. Für unsere Kinder, für das Ehrenamt und für Denzlingen. Eine Gemeinde mit diesem Schwimmbad ohne Schwimmverein kann niemand wollen“ betont Kröner.

Der Verein ist bereit zum Dialog und hofft auf ein Signal der Unterstützung. Denn das Ziel des Vereins ist gleichzeitig sein Motto: „Wir machen gute Schwimmer!“